Nach einer längeren Verletzungspause an beiden Achillessehnen, hatte ich für das Jahr 2013 vorerst keine Läufe geplant, mein Ziel war wieder locker und regelmäßig laufen. Angefangen habe ich im Februar mit 3 Minuten Laufen und 2 Minuten Geh Pause. Der Einstieg ins Lauftraining viel mir schwer, zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir nicht vorstellen überhaupt einen Halbmarathon zu laufen.
Eine private Krise lies mich die Laufschuhe immer öfter schnüren, ich lief ohne Plan, ich lief einfach los um den Kopf frei zu bekommen. Bald merkte ich, wie sich meine Kondition wieder verbesserte, das Laufen fiel mir immer leichter und machte mir wieder richtig Freude. Nach meinen ersten 30 Kilometern ohne jegliches Ziel entschloss ich mich, in diesem Jahr den Marathon am Rennsteig zu laufen.
Seit Mitte März lief ich nun geplanter und regelmäßig 4 x wöchentlich. Auf Tempoläufe habe ich zugunsten der Grundlagenausdauer dieses Mal verzichtet.
Als schnelle Lauf Einheiten suchte ich mir in der Vorbereitung den Kyffhäuser Berglauf und den Lange-Bahn-Lauf in Suhl Mäbendorf, beides Halbmarathons mit Höhenmetern. Nach dem ich auch zwei Trainingsläufe über 40 km gut absolvierte, kam in mir immer wieder der Gedanke, könnte ich vielleicht den Supermarathon schaffen? Dann eine Woche vor dem Rennsteiglauf fasste ich den festen Entschluss, ich laufe Supermarathon! Ankommen war mein Ziel. In der Vorbereitung auf den Rennsteiglauf bin diese Jahr 961 km gelaufen.
Am Freitag fuhr ich nicht nach Neuhaus um meine Startunterlagen abzuholen, sondern voller Vorfreude nach Eisenach um mich umzumelden. Am Freitagabend bekam ich plötzlich starke Zahnschmerzen, was ist das jetzt, die Nacht im Zelt lag ich wach und war hin und her gerissen, ob ich nicht doch lieber zum Zahnarzt gehen sollte und nicht starte. Nein, ich habe mich auf den Lauf vorbereitet und ich werde ihn laufen!
3:30 Uhr war es dann so weit, der Bus fuhr uns nach Eisenach. Dort war ich schon mit Micha verabredet, der Mann von meiner Freundin, wir wollten zusammen laufen, insofern das Tempo passt. Auf dem Markt traf ich dann weitere Bekannte, die Freude war groß.
Punkt 6:00 Uhr fiel der Startschuss und ca. 2000 Läufer setzten sich in Bewegung. Ich hatte mir für die ersten 25,5 km bis zum Inselsberg vorgenommen locker laufen, Kraft einteilen. Es war kalt und die Wege zum Teil sehr schlammig, was immer wieder zu Staus beim Laufen führte und es zu ungewollten Geh Pausen kam. Nach ca. 7,5 km erreicht man den Rennsteig, für mich bekanntes Terrain, den Weg bis zum Inselsberg kenne ich gut und weiß, was mich erwartet. Das letzte Steilstück am Inselsberg gehe ich um Kraft zu sparen auch den steilen Abstieg vom Inselsberg zur Verpflegungsstelle Grenzwiese gehe ich behutsam, damit die Muskulatur der Oberschenkel nicht zu stark belastet wird, ich habe keine Erfahrung auf einer so langen Strecke, ich weiß aber, das Ziel ist noch weit.
An den Verpflegungsstellen trinke ich regelmäßig Wasser, Tee und Schleim, esse von den leckeren Fettbroten und am Verpflegungspunkt „Ebertwiese“ gönne ich mir voller Genuss ein Wiener Würstchen. Die Verpflegung während des Laufes vertrage ich gut. Ich laufe immer noch voller Vorfreude auf das Ziel, ich sehe Elke und Sonja. Bei jeder Kilometeranzeige wo ich dem Ziel näher komme grinse ich wie ein Honigkuchenpferd. Ich laufe und laufe, mein Kopf hat sich auf diesen Lauf eingestellt, ich habe zu keinem Zeitpunkt auf der Strecke ein Motivationstief, trotz meiner Zahnschmerzen.
Die steilen Anstiege gehe ich nach wie vor um Kraft zu sparen. 50 Kilometer, ich kann es kaum fassen, 60 Kilometer ich freue mich. Die Muskulatur schmerzt inzwischen aber das ist mir egal, der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt! Ich kann noch viele Läufer überholen, dann kommt mir der Gedanke sollte ich doch langsamer laufen, vielleicht kommt der Hammer dann doch kurz vor dem Ende, nein er kommt nicht, auf den letzten 8 Kilometern kann ich mein Tempo noch einmal anziehen ich laufe einen 5:32 Schnitt.
Am Bierfleck gönne ich mir Schwarzbier mit Cola. Das Ziel kommt immer näher. Ich erreiche „das schönste Ziel der Welt – Schmiedefeld“ in einer Zeit, die ich mir im Vorfeld nie erträumt hätte, auf der Uhr steht 8:17:21, die Freude über meinen persönlichen Erfolg und meinen ersten Supermarathon drückt mir ein paar Tränen in die Augen. Gleich hole ich mir mein erstes Finisher-Shirt und lass mir als Andenken die Medaille mit meinen Namen und der Ziel Zeit gravieren. Auf meiner Urkunde steht: Gesamtplatz 68 – Platz 8 in der AK W50, ich kann es immer noch nicht fassen.
Sorry Micha, es lief so gut ich musste davon ziehen! Ich hoffe deine Schmerzen im Knie sind nicht so schlimm geworden und du konntest das Ziel gut erreichen.
Ich bedanke mich bei allen Freunden die mir für den Lauf die Daumen gedrückt haben und die vielen Glückwünsche nach meinem Finish. Thomas, dir gilt ein ganz besonderer Dank, du tust mir gut!
Ich bin überglücklich und voller Stolz!
Petra